Erklärung
Viele europäische Volkswirtschaften wurden im 19. Jahrhundert nach dem Modell der freien Marktwirtschaft umgebaut. Darauf folgte ein enormer wirtschaftlicher Aufschwung. Gleichzeitig zeigten sich aber auch massive Probleme der freien Marktwirtschaft.
Zum einen zeigte sich, dass der Wettbewerb, der die Unternehmen dazu bringt, die Preise zu senken und die Qualität zu erhöhen, von den Unternehmen ausgehöhlt wurde. Durch Absprachen zwischen Unternehmen (Kartelle) und Unternehmenszusammenschlüsse (Fusionen) entstanden große Unternehmen, die ganze Märkte beherrschten. Das führte zu steigenden Preisen und einer Konzentration von wirtschaftlicher Macht bei wenigen Familien.
Die soziale Ungleichheit nahm immer weiter zu. Die einfachen Fabrik-Arbeiter lebten unter erbärmlichsten Zuständen. Kinderarbeit war weit verbreitet, die Arbeitstage dauerten z.T. 14 Stunden und der Lohn war so gering, dass die Familien oft hungerten. Ganze Großfamilien lebten unter schlechten hygienischen Umständen in nur einem Raum. Unter diesen Bedingungen war die Lebenserwartung der Menschen gering und die Kindersterblichkeit sehr hoch.
Während die Theoretiker der freien Marktwirtschaft überzeugt waren, dass der Markt von alleine zu einem stabilen Gleichgewicht finden würde, traten in der Praxis schwere Wirtschaftskrisen auf. Märkte ohne Regeln tendieren dazu, stark zu schwanken. Die Krisen führten zu Massenarbeitslosigkeit, die angesichts mangelnder staatlicher Sozialsysteme existenzbedrohlich war. Der Staat, der sich nach der Idee der freien Marktwirtschaft aus der Wirtschaft heraushielt, hatte den Krisen nichts entgegenzusetzen oder verschärfte sie (z.B. durch das Sparen) noch zusätzlich.