Erklärung
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde in Deutschland eine neue Wirtschaftsordnung gestaltet, die soziale Marktwirtschaft. Diese war als sogenannter dritter Weg zwischen einer Planwirtschaft und einer freien Marktwirtschaft konzipiert.
Die erste Säule der sozialen Marktwirtschaft ist der Markt. Weiterhin sorgt das Prinzip von freier Preisbildung auf Märkten für die Koordination der Volkswirtschaft. Freie Unternehmer treffen ihre Entscheidungen so, dass sie möglichst viel Gewinn machen. Sie müssen sich dabei allerdings an verschiedene Regeln halten, sind also nicht so frei wie in der freien Marktwirtschaft.
Neben dem Markt steht als zweite Säule ein starker Staat. Zum einen ist er selbst aktiver Teilnehmer am Markt, indem er in bestimmten Bereichen Arbeitsplätze schafft und bestimmte Leistungen anbietet. Zum anderen ist er aber eine Art Schiedsrichter, der die Regeln festlegt, an die sich die Marktteilnehmer halten müssen. So versucht der Staat bestimmte Arten von Marktversagen zu verhindern.
Außerdem sorgt der Staat für einen gewissen sozialen Ausgleich. Eine zunehmende Ungleichverteilung soll so verhindert werden. Dazu kann der Staat mit Hilfe der Steuern und Transfers (wie dem Kindergeld) umverteilen. Außerdem sichert der Sozialstaat seine Bürger vor verschiedenen Risiken finanziell ab (wie z.B. vor der Arbeitslosigkeit).
Dabei sollen die staatlichen Eingriffe so erfolgen, dass sie den Markt nicht außer Funktion setzen. Die größtmögliche Freiheit der Marktteilnehmer wird mit der Reparatur von Marktversagen und einer sozialen Komponente verknüpft. Der Gedanke dahinter kann kurz zusammengefasst werden: So viel Markt wie möglich, so viel Staat wie nötig'.
Die soziale Marktwirtschaft ist eine deutsche Erfolgsgeschichte. Sie ermöglichte nach dem 2. Weltkrieg das deutsche Wirtschaftswunder und den Wiederaufstieg Deutschlands zu einem wohlhabenden Industrieland. So gut wie alle Parteien berufen sich auf die soziale Marktwirtschaft. Wie diese aber genau ausgestaltet werden soll, was der Staat und was der Markt regeln soll, ist höchst umstritten.